Geschichte des Energiestandortes Schwandorf
Geschichte des Energiestandortes Schwandorf
Das Müllkraftwerk Schwandorf ist an einem alten Industriestandort entstanden. Auf dem Gelände des heutigen Müllkraftwerks wurde einst Braunkohle verfeuert, um das Aluminiumwerk der VAW mit Energie zu versorgen. Heute ist die Energie aus Abfall entscheidend für die Zukunft der Industrie in Schwandorf.
Es ging nicht nur um den Abfall der Region, als sich 1979 die 14 Landkreise und kreisfreien Städte der Oberpfalz, Niederbayerns und Oberfrankens zum Zweckverband für die Beseitigung ihres Restmülls zusammenschlossen.
Die Idee war, den Müll zu nutzen. In einer Müllverbrennungsanlage sollten Strom und Dampf erzeugt werden, um die Fabrik der Vereinigten Aluminiumwerke (VAW) in Schwandorf umweltfreundlich und günstig mit Energie zu versorgen. Öffentliche Hand und Wirtschaft zogen an einem Strang. Heute würde man es eine Win-Win-Situation nennen: Die Landkreise und Städte kommen ihrer Pflicht nach, den Müll zu entsorgen. Und die Wirtschaft wird vor Ort mit Energie versorgt. Auch darum waren die Landkreise Amberg-Sulzbach, Bayreuth, Cham, Kulmbach, Neumarkt in der Oberpfalz, Neustadt an der Waldnaab, Regensburg, Schwandorf, Straubing-Bogen und die kreisfreien Städte Amberg, Bayreuth, Regensburg, Straubing und Weiden in der Oberpfalz von Anfang an mit dabei.
Die Lösung bestand im Umbau des bestehenden Kraftwerks. Die VAW erzeugten die Energie, die sie in ihrem Werk benötigte, in einem eigenen Öl-und-Kohle-Kraftwerk. Auf diesem Gelände entstand das heutige Müllkraftwerk Schwandorf.
Gleichzeitig passte die Anlage in das Konzept der bayerischen Landesregierung. Als erstes Bundesland nämlich hatte Bayern entschieden, aus der Deponierung von Hausmüll auszusteigen. Der Weg, den das Land damals beschritt, sollte wegweisend sein für die deutsche Abfallwirtschaft. Es setzte auf die thermische Verwertung von Hausmüll und hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen – oder etwas verkürzt ausgedrückt: auf Müllverbrennung.
1982: Die ersten Ofenlinien, erster Müllzug
Die Ofenlinien 1-3 wurden schnell gebaut: Im April 1980 wurden die Baumaßnahmen offiziell vergeben, im Oktober 1982 startete bereits der viermonatige Probebetrieb. Der erste Müllzug aus Straubing und Regensburg rollt ein. In den folgenden Jahren kommen 80 Prozent des Mülls per Bahn – das entlastet die Straßen der Region.
1983: Hausmülldeponien werden geschlossen
1983 wird das Müllkraftwerk an die VAW übergeben. Die Verbandsmitglieder beginnen, ihre Deponien für Hausmüll zu schließen. Heute sind solche Deponien bundesweit geschlossen. Die meisten wurden abgedeckt, versiegelt und neu bepflanzt. Die heute noch bestehenden Deponien sind nur für Abfälle wie Bauschutt und Reststoffe offen, die keine oder nur sehr wenige brennbare Bestandteile enthalten.
1994: Rauchgasreinigung und vierte Ofenlinie gehen in Betrieb
Der Abfallzweckverband (AZV) Hof und der Landkreis Tischenreuth wollen dem ZMS beitreten. Der Verband wächst. Um die Kapazitäten zu erhöhen, beschließt der Verband, eine vierte Ofenlinie zu bauen, die Ofenlinie 4. 1989 beginnt das Planfeststellungsverfahren, die Genehmigung erfolgt 1992, im Sommer 1994 geht die Ofenlinie 4 in Betrieb. Ebenfalls in diesem Sommer gehen die Rauchgasreinigungsanlagen der Ofenlinien 1 bis 3 in Betrieb.
2006: Einer der größten Verbände
2006 treten die Stadt und der Landkreis Landshut dem Zweckverband Müllverwertung Schwandorf bei – und machen ihn damit zu einem der größten abfallwirtschaftlichen Verbände in Deutschland. Der ZMS ist nun für ein 15.000 Quadratkilometer großes Gebiet zuständig, das entspricht einem Fünftel der Fläche Bayerns. Er entsorgt den Haus-, Sperr- und Gewerbemüll von 1,856 Millionen Bürgerinnen und Bürgern.
2019: 40 Jahre ZMS
„40 Jahre im Zeichen des Umweltschutzes“ – zum Geburtstag blickt der ZMS in einer Broschüre auf die eigene Geschichte zurück. „Wir haben uns in den letzten Jahren darauf konzentriert sämtliche Emissionsgrenzwerte einzuhalten, diese weitgehend zu unterschreiten und unseren Bürgerinnen und Bürgern die zugesicherte Transparenz zu bieten“, heißt es stolz.
Elfriede Gleixner, Personalrätin des Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS), über die Energieversorgung des Aluminiumwerks, die drohende Schließung 1978 und die Rettung des Standortes durch die Umwandlung in eine thermische Müllverwertung.
Weitere Themen
Vorbildlicher Rückbau
Im alten Kohlekraftwerk Schwandorf wurde bis in die 1980er Jahre Oberpfälzer Rohbraunkohle verfeuert. Als die Wackersdorfer Vorräte erschöpft waren, stellte man die Anlage auf schwefelarme Hartbraunkohle aus der Tschechischen Republik um, schreibt das Landesumweltamt Bayern in einem Bericht über „Positivbeispiele zum Flächenrecycling bei Altlasten“ aus dem Jahr 2005.
2002 ging das Kraftwerk außer Betrieb, Seit Anfang 2003 wurde „mit wenigen Ausnahmen der komplette Anlagen- und Gebäudebestand bis mindestens drei Meter unter Geländeoberkante rückgebaut.“